Das Centre National de la Danse von Außen

Centre National de la Danse – Frankreich

Das Centre National de la Danse von Außen

Das Centre National de la Danse von Außen © Agathe Poupeney

Seit Juli 2004 residiert das 1998 gegründete und bis dahin obdachlose Centre National de la Danse (CND) in seinem neuen Hauptsitz, einem ehemaligen Behördenzentrum der Stadt Pantin.

Beauftragt im Beginn der 60er Jahre von dem ehemaligen Bürgermeister Jean Lolive, wurde das Projekt zuerst die späten Diplomarbeit des Architekten Jacques Kalisz, welcher das vollständig in Beton konzipierte Gebäude im den folgenden Jahren fertig stellte. Als Behördenzentrum geplant, letztendlich aber überdimensioniert, konnte sich im Laufe der Jahren die Stadt Pantin nicht richtig mit dem Bau anfreunden. Das durch seine komplexe Architektur schwierig zu unterhaltende Gebäude, wurde daraufhin nach seiner Fertigstellung unzureichend instand gehalten. Die schmalen Betonfassaden wiesen schnell erste Bauschäden auf und auch die Innenräume nutzen sich rasch ab und standen daraufhin größtenteils leer. 1996 wurde das Gebäude dann vollständig geschlossen.

Zwischen dem Canal de l’Ourq und der Rue Victor Hugo gelegen, machte sich dieses Betonmonument der Architektur des Néo-Brutalismus jedoch durch seine ausdruckstarke Formensprache, dem präsenten Einsatz des Sichtbetons und der markanten Fassaden weiterhin bemerkbar. Die fortschreitende Degradation des Gebäudes war weithin sichtbar und so entschlossen sich die Stadt Pantin und das Kultusministerium ende der 90er Jahre das Gebäude dem neu gegründete Centre National de la Danse als Hauptsitz anzubieten.

Die sechsstöckige Eingangshalle des Centre National de la Danse

Die sechsstöckige Eingangshalle des Centre National de la Danse © Agathe Poupeney

Als die Architektinnen Claire Guieysse und Antoinette Robain Ende Dezember 2000 nach dem Wettbewerbsgewinn mit der Renovierung beauftragt wurden, waren sie überrascht über die Leichtigkeit das neue Programm des Centre National de la Danse in die bestehende Gebäudestruktur zu integrieren. Im Laufe der Konzeption bekamen sie fast den Eindruck, dass das Gebäude ursprünglich für ein vielfältiges Programm, wie des CND, geplant worden war. Insgesamt beinhaltet das Projekt elf Tanzstudios, von denen drei dem Publikum zugänglich sind, eine Mediathek, Ausstellungs- und Konferenzsäle und Unterrichtsräume, einen Kinosaal, eine Cafeteria, und Büroräume auf ungefähr 8984 m2. Dabei wurden in einem ersten Bauabschnitt nur die ersten vier Geschosse der Gesamtfläche des Gebäudes von 11178 m2 renoviert.

Die Herangehensweise der Architektinnen basierte auf einer Verdoppelung der Architektur. Um die ursprünglichen Betonarchitektur den verschiedenen Nutzungen anzupassen ohne sie zu verfremden, konzentrierten sie ihre Interventionen hauptsächlich auf den Innenausbau. Wobei sie versuchten so viel Sichtbeton wie möglich, mit den Spuren der Schalung und den geometrischen Zeichnungen in der Betonoberfläche, welche Jean Kalisz selber in die Schalung eingearbeitet hatte, im Inneren zu erhalten.

Grundriss des Erdgeschosses des Centre National de la Danse

Grundriss des Erdgeschosses des Centre National de la Danse © all rights reserved

War das Gebäude vorher durch seine Nutzung in verschiedene Abschnitte mit unabhängigen Eingängen aufgeteilt gewesen, gruppieren die Architektinnen das Programm wieder um einen Haupteingang. Die zentrale Eingangshalle, welche lang gestreckt hinter der Hauptfassade liegt, zieht sich auf 26 m Länge über die ganze Höhe des Baukörpers und wird majestätisch durch die langsam aufsteigende Rampe und Treppen durchdrungen. An einigen Stellen wurde die vorher zu dem Canal de l’Ouruq geschlossene Gebäudehülle von der Eingangshalle aus durchstoßen und eine großzügige Verglasung erzeugt eine neue Transparenz des Gebäudes.

Besondere Aufmerksamkeit erforderten die Schallschutzmassnahmen bei dem Einbau der Tanzstudios in das Betonskelett, da die Struktur des Gebäudes aus Betonscheiben grundsätzlich hervorragend zur Schallübertragung geeignet ist. So wurde jedes der elf Studios, nach seiner Lage, Konfiguration und Nutzung, von den Wänden, Boden und Decke akustisch getrennt. Zwei der elf Studios wurden vollständig von der umgebenden Struktur abgetrennt und als Schachtel in der Schachtel ausgeführt. Bei der anderen konzentrierten die Ingenieure den Schallschutz aus Kostengründen überwiegen auf die akustische Trennung des Parkettbodens, die Dämmung der Decke und die teilweise Dämmung der Wände, wo nötig.

Treppenhaus des Centre National de la Danse

Treppenhaus des Centre National de la Danse © Agathe Poupeney

Licht war eine weitere wichtige Komponente des Projektes. Tagsüber erzeugt das natürliche Licht durch die Nord-Süd Ausrichtung des Gebäudes harte Schatten und zeichnet die Formen der Fassade in den Innenräumen nach. Für das nächtliche Erscheinungsbild konzipierte der Künstler Hervé Audibert verschiedenfarbige Lichtbänder aus gelben, roten und grünen Neonlichter, welche hinter den Betonmasken durchlaufen und die verschiedenen Bereiche des CND beleuchten, sobald diese verlassen sind.

Der Künstler Michelangelo Pistoletto gestaltete das Mobiler für die verschiedenen Aufenthaltsräume und die Schrift und die visuelle Kommunikation wurde von dem Grafiker Pierre di Sciullo entworfen. Die Einbindung dieser verschieden Künstler erzeugt letztendlich eine erstaunliche Lebendigkeit und Vielfältigkeit des Projektes.

Präsentiert sich die Architektur von Jacques Kalisz mit einen starken, fast als rücksichtslos klassifizierbaren Charakter, so zeigt die zurückhaltende, fast zögerliche Intervention der Architektinnen eine vielleicht zu respektvolle Einstellung zur der bestehenden Architektur. Die gut und geschickt durchgeführte Renovierung hätte sicher eine teilweise stärkere Intervention der Architektinnen verkraften können. Nach über dreißig Jahren als Behördenzentrum, gibt die erfolgreiche Renovierung durch die Architektinnen Guieysse und Robain und die Inbesitznahme des Gebäudes durch das dynamische Centre National de la Danse dem Gebäude eine zweite Chance und ein zweites Leben.

Treppenhaus und Loungebereich im Centre National de la Danse

Treppenhaus und Loungebereich im Centre National de la Danse © Agathe Poupeney

Betonsanierung

Die Architektinnen bekamen mit dem Wettbewerbsgewinn im Dezember 2000 ein stark beschädigtes Gebäude in die Hände. Seit der Eröffnung im Jahre 1970 war die tragende Struktur und die Fassaden in Sichtbeton sich selbst überlassen geworden. Gleichzeitig machte die Form des Gebäudes mit seinen Vorsprüngen und seiner komplexe Fassade die Sanierung genauso wenig einfacher, wie die gemischte Konstruktionsweise aus vorgefertigten und vor Ort gegossenen Betonelementen.

Anfangs wurden die Ausblühungen der Betonoberflächen mit einer Feuchtsandstrahl-Vorreinigung mit niedrigem Druck und einem Strahlmittel von 150-200 Mikrometer abgelösten. Das behutsame Vorgehen vermied den Ausbau der Fenster- und Türrahmen. Zur Korrosionsbekämpfung des Stahlbetons wurde eine Behandlung desselben mit MFP – Monofluorphosphat in Form eines Gels durchgeführt. Durch einen mit Farbpigmenten gemischten Mörtel versuchte man die Farbdifferenzen zwischen dem Bestand und den zu reparierenden Oberflächen auszugleichen. Letztendlich wurde noch eine sehr dünne Lasur auf die Oberfläche aufgetragen, um einen fleckiges Erscheinungsbild der verschiedenen Bereiche und glänzende Effekte zu vermeiden.

Die bei der Sanierung eingesetzten Produkte sollen weiterhin die zukünftige Regenwasseraufnahme vermindern und regulierten, ohne den Sichtbeton vollständig zu verschließen und jegliche Veränderung zu vermeiden.

Autor: Christian Horn leitet das Architektur und Planungsbüro rethink

Text veröffentlicht in der Zeitschrift Baumeister, 10/2004

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