Der Wohnbau Marquis-de-Raies in Courcouronnes

Stadterneuerung und Urheberrecht – Frankreich

Der Wohnbau Marquis-de-Raies in Courcouronnes

Der Wohnbau Marquis-de-Raies in Courcouronnes

Die Frage nach dem historischen Wert der Architektur des 20. Jahrhunderts und der Erneuerung der Stadt geht manchmal in einen Konflikt zwischen dem Architekten und den Gemeinden über. So hat der französische Architekt Paul Chemetov vor dem Landgericht eine einstweilige Verfügung beantragt, um im Namen des Urheberrechts den Rückbau eines von ihm 1983 entworfenen Wohnungsbaus mit 82 Wohnungen in Courcouronnes, Region Ile-de-France, zu stoppen.

Der Bürgermeister der Gemeinde, Stéphane Beaudet, hatte die Abrissgenehmigung erteilt, um im Rahmen der Stadterneuerung ein städtebauliches Projekt mit 850 Wohnungen in dem Viertel zu realisieren. In einer für den Erhalt des Gebäudes erstellten Unterschriftenliste wird dem Bürgermeister vorgeworfen die Option einer Integration des Gebäudes in das Projekt nicht ausreichend berücksichtig zu haben.

Anders als z.B. bei dem Wohngebäude ‚Nemausus’ in Nimes, entworfen von Jean Nouvel und Jean-Marc Ibos und als Kulturerbe des 20. Jahrhunderts ausgezeichnet, gab es im dem Fall des Gebäudes von Paul Chemetov vor dem Beginn des Konfliktes keine Initiativen dieses schützen zu wollen. Und manche der Architekten, Unterzeichner der Unterschriftenliste, haben bei der Realisierung ihrer Projekte nicht immer die gleichen Skrupel bezüglich der bestehenden Gebäude und ihrer Autoren gezeigt.

Durch die Tatsache, dass ein Großteil der Gebäude der europäischen Städte im 20. Jahrhundert gebaut worden ist und dass man in Frankreich stark auf die Erneuerung des Bestands setzt, um den Suburbanisierung zu bremsen, werden sich diese Fälle sicher vermehren. Um den an sich schon komplexen und langsamen Prozess der Erneuerung nicht noch mehr gegenüber der Stadterweiterung zu benachteiligen, sind weitere Überlegungen über den Umgang Architektur des 20. Jahrhunderts, ihrer Rolle und Kriterien, sicher notwendig.

Autor: Christian Horn leitet das Architektur und Planungsbüro rethink

Texte veröffentlicht in der Zeitschrift Der Architekt, N° 3/2013

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