Modell CAP 10 C der CAP Serie von APEX Aircrafts

APEX Aircrafts – Frankreich

Holz im Flugzeugbau

Modell CAP 10 C der CAP Serie von APEX Aircrafts

Modell CAP 10 C der CAP Serie von APEX Aircrafts © all rights reserved

Wenn Sie demnächst mal wieder mit ihrem Sportflugzeug fliegen und von einer anderen Maschine überholt werden, dann kann das an einem Franzosen Namens Pierre Robin liegen und daran, das ihr Flugzeug nicht aus Holz gebaut wurde.

Der gelernte Tischer und leidenschaftliche Flieger Pierre Robin begann Anfang der 50er Jahren Motorflugzeuge aus Bausätzen zusammenzubauen. Mit seinen hochwertigen Flugzeugen erregte er schnell Aufsehen und 1957 gründete er seine Firma Robin Aviation, welche heute über 45 Jahre Erfahrung im Flugzeugbau verfügt. 1988 wurde die Firma dann eine Tochtergesellschaft von dem Unternehmen APEX Aircraft, welche die Marken Robin, CAP und Bull gruppiert.

Robin Aviation ist heute weltweit der einzige Konstrukteur, der mit seiner DR Modellserie Kleinflugzeuge für den Sport und Freizeitbedarf komplett in Holzbauweise herstellt. Neben dieser klassischen Baureihe, welche im Laufe der Jahre immer weiter verfeinert wurden und heute immer noch zu den weltweit besten Flugzeugen in ihrer Kategorie zählt, entschloss sich die Firma in den 70er Jahren ihre Angebot zu erweitern. Zu den DR Modellen kam nun die Alpha Serie als Zweisitzer in Metallbauweise dazu, um auf die wachsende Nachfrage nach konventionelleren Flugzeugen zu reagieren. Unangefochten blieben die DR400 und der luxiöser ausgestattete Fünfsitzer DR500 jedoch die Spitzenprodukte und Lieblinge der Konstrukteure.

Augenblicklich stellt Apex-Aircraft etwa 30 bis 40 Flugzeugen pro Jahr her und drei Viertel davon in Holzbauweise. Vor einigen Jahren waren es noch mehr, doch der Markt der Freizeit- und Sportflugzeuge ist den letzten Jahren stetig rückläufig. Basiert auf einer Serienfabrikation setzt die Firma etwa 1500 Arbeitsstunden pro Flugzeug ein. In einer nicht industriellen Fabrikation kann man schnell auf das Doppelte kommen.

Model DR 400 der DR Serie von APEX Aircrafts

Model DR 400 der DR Serie von APEX Aircrafts © all rights reserved

Weltweit sind heute noch um die 4500 Apex-Aircraft Flugzeuge in der Luft, welche sich hauptsächlich in Europa, d.h. in Frankreich, Deutschland und England befinden. Die Hälfte dieser noch in Betrieb befindlichen Flugzeuge ist aus Holz gebaut und manche von ihnen stammen noch aus der ersten Generation, also um die 50 Jahre alt sind. Die Reparatur und Unterhaltung dieser Flugzeuge bilden heute einen wichtigen Bereich der Aktivitäten der Firma Apex-Aircraft.

Aber wieso baut man denn noch Flugzeug aus Holz? Ist Metall denn nicht viel stabiler und sind Kunststoffe nicht viel besser geeignet, um aerodynamische Formen zu erzeugen?

Es liegt einfach am Gewicht. Bei Motorflugzeugbau zählt wie bei keinem anderen Fortbewegungsmittel das möglichst geringe Gewicht des Flugzeugs ohne auf die Stabilität zu verzichten. Jeder Gewichtzuwachs an einem Bauteil bedeutet wieder mehr Gewicht bei einem anderen. Metall und Kunststoffflugzeuge haben bei gleichen Flugeigenschaften mehr Gewicht, brauchen einen größeren Motor, um die gleiche Geschwindigkeit zu erreichen, und verbrauchten wieder mehr Treibstoff. Sind die Bauteile richtig dimensioniert und gut aufeinander abgestimmt ist ein Kleinmotorflugzeug in Holzbauweise schneller und sportlicher zu fliegen. Bei höheren Beanspruchungen, wie bei den Wettkampflugzeugen findet man wiederum eine Materialmischung. Die CAP Serie von Apex Aircraft, die viel von Flugschulen und bei Flugwettbewerben eingesetzt wird, besitzt eine Verstärkung der Flügel aus Kohlefasern, um unter den extremen Beanspruchungen die Verformung der Bauteile zu verringern und somit die Manövrierfähigkeit zu verbessern. Ein weiterer Vorteil ist, das Holz in den seiner Funktion angepassten Abmessungen nicht altert. Im Gegensatz zu Metall und Kunststoffen, treten bei Holzflugzeugen, bei guter Pflege kaum Ermüdungserscheinungen auf.

Model DR 500 der DR Serie von APEX Aircrafts

Model DR 500 der DR Serie von APEX Aircrafts © all rights reserved

Die tragende Struktur der Flugzeuge besteht ausschließlich aus Vollholz. In etwa 80% der Bauteile kommt Douglasie zum Einsatz und sonst zu einem geringeren Anteil Rotfichte. Diese hochwertigen Hölzer bezieht Apex-Aircaft aus den USA, wo sich die besten Zulieferer für die in der Luftfahrt eingesetzten Hölzer befinden. Für die Oberflächen der Flugzeuge bezieht die Firma überwiegend Sperrholz aus Finnland. Das eingesetzte Sperrholz in einer Stärke von 3mm besteht jedoch aus den im Flugzeugbau erforderlichen sechs statt den handelsüblichen vier Schichten.

Der Nachteil von Holzflugzeugen liegt hauptsächlich in ihrer Empfindlichkeit gegenüber der Feuchtigkeit. Die Flugzeuge müssen vorwiegend in einem Hangar untergestellt werden, was nicht auf allen Flugplätzen möglich ist. So ist der Anteil der Kleinflugzeuge in Holz in England, wo es traditionell weniger Hangars gibt, relativ gering. Die DR und CAP Serien von Apex bilden sozusagen die Sportwagen der Kleinflugzeuge. Mit ein bisschen mehr Aufmerksamkeit in der Pflege, kann man das Flugvergnügen merklich erhöhen.

Montiert werden die Flugzeuge heute noch überwiegend in Handarbeit. Durch die relativ geringe Stückzahl rentiert sich der Einsatz größerer Investitionen in den Maschinenpark nicht. Die Preise der Flugzeuge liegen je nach Modell und Ausstattung zwischen 150000 und 300 000 Euros und können bei besonderer Innenausstattung bei dem Spitzenmodell „President“ bis zu 400 000 Euros erreichen. Dafür gibt es dann aber auch Sitze mit Lederausstattung.

Autor: Christian Horn leitet das Architektur und Planungsbüro rethink

Text veröffentlicht in der Zeitschrift Zuschnitt, 12/2003

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