Balzac ist weg – Frankreich

Der Zeilenbau Balzac in La Courneuve

Der Zeilenbau Balzac in La Courneuve © Ville de La Courneuve, 2011

Diesen Sommer ist der letzte Zeilenbau der emblematischen Grosswohnsiedlung « La Cité des Quatre Mille » in der Gemeinde La Courneuve im Norden von Paris abgerissen worden.
Der Bau der Wohnsiedlung begann 1956 und dauerte 10 Jahre. 1971 beherberte die Siedlung 17000 Bewohner verschiedener Herkünfte und Nationalitäten. Im Laufe der Jahre verschlechterte sich die wirtschaftliche und soziale Situation der Bewohner parallel zu einem Anstieg der Kriminalität, besonders des Drogenhandels, und die Cité des Quatre Mille wurde das Symbol für die Problematiken der französischen Wohnsiedlungen diese Typs.
1983 besucht der Präsident François Mitterrand, nach dem Mord eines Kindes durch einen Nachbarn, die Siedlung und versprach Aktionen. 1986 folgte die Implosion eines ersten 200m langen Zeilenbaus, genannt Bussy. In Folge verschwanden die Zeilenbauten Renoir in 2000, Ravel und Presov in 2004 und letztendlich Balzac im Sommer 2011.
Seit 1984 wurden durch verschiedene nationale Förderprogramme die städtebauliche Struktur der Grosswohnsiedlung stark verändert. Hin zu niedrigeren und kleineren Gebäuden mit weniger Wohneinheiten pro Treppenhaus, durchmischt mit Geschäften, öffentlichen Einrichtungen und hochwertigeren Aussenanlagen.
Die Ziele dieser Programme sind u.a. der Neubau der gleichen Anzahl von Wohnungen, wie abgerissen wurden. Doch davon ist man oft entfernt. So bleibt die Zerstörung von Wohnraum im Kontext des in Frankreich vorherrschenden Wohungsmangels nicht ohne Kritik. Architektur und Städtebau können zwar die gestalterische Umwelt verbessern, jedoch weisst die Gemeinde La Courneuve eine Arbeitslosenquote von 24% und die Haushalte ein jährliches Durchschnittseinkommen von 11 000 Euros auf und Besserung ist nicht in Sicht.

Autor: Christian Horn leitet das Architektur und Planungsbüro rethink

Texte veröffentlicht in der Zeitschrift Der Architekt, N° 5/2011

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