Details der neuen Fassade

Das Kulturministerium in Paris – Frankreich

Die modernisierte Fassade des Kulturministeriums

Die modernisierte Fassade des Kulturministeriums © Office Francis Soler

Der Himmel von Paris

Neun Jahre nach der Entscheidung des Wettbewerbes zu Gunsten der Architekten Francis Soler und Frédéric Druot wurde im Dezember 2004 das neue Kulturministerium in Paris eröffnet. Die Einweihung des neuen Hauptsitzes ermöglicht es dem Minister etwa eintausend seiner noch bis Ende 2004 über Paris verstreuten Angestellten im Zentrum der Stadt zu gruppieren. Das für den Wettbewerb ausgewählte Grundstück liegt nahe dem historischen Stadtkern von Paris in unmittelbarer Nachbarschaft des Palais Royal und dem Palais du Louvre.

Auf dem Grundstück befanden sich allerdings schon zwei ungenutzte Gebäude verschiedener Epochen. Ein 1919 von dem Architekten Georges Vaudoyer errichteter monumentaler Bau und ein eher rationelles, 1960 von Olivier Lahalle errichtetes Gebäude. Die Architekten entschlossen sich in ihrem Wettbewerbsbeitrag die beiden Gebäude zu erhalten. Ein Schleier sollte diese verbinden, umhüllen und doch ihre Fassaden durchscheinen lassen. Die Konzeption basiert auf der Idee, die vielfältigen Schichten der Kultur, ihre verschiedenen Epochen, Gesichter und Ideen durch die Koexistenz verschiedener Architekturen auf der gleichen Parzelle zu repräsentieren. Gleichzeitig soll die umhüllende Schicht die Einheit des Ministeriums verdeutlichen.

Beide Gebäude wurden komplett modernisiert, ihre Volumen verändert, verschoben und dem neuen Programm angepasst. Der vorher geschlossene Innenhof wurde zu einer Straßenseite geöffnet und der Landschaftsarchitekt Michel Desvigne gestaltete zusammen mit dem Bothanisten Patrick Blanc einen zentralen Garten, welcher den Aufbau der den Vegetationsschichten der Tropenwälder widerspiegelt.

Das Kulturministerium in Paris

Das Kulturministerium in Paris © Office Francis Soler

Doch ist es diese metallische Haut, welche zusammen mit dem wechselnden Tageslicht den Reiz des Projektes ausmacht. Mit einen sich wiederholenden Muster legt sie sich gleichmäßig über die Baukörper. Jegliches Licht, welches in die Gebäude dringt, wird durch die abstrakten Formen gefiltert, gezeichnet und geprägt. Die metallische Haut ist starr und wird doch durch das Licht bewegt. Teilweise dringt es in die Innenräume ein, teilweise lässt es sich wieder in den Straßenraum reflektieren und leitet den grauen Pariser Stadthimmel hinunter auf die Gehwege.

Doch basierte die anfängliche Entscheidung der Architekten die bestehenden Gebäude zu erhalten, nicht auf einer architektonischen oder konstruktiven Grundlage. Die gültige Bauordnung hätte bei einem Abriss und Neubau eine um etwa 3000 m2 geringere Nutzfläche zugelassen. Die gleichen Gründe führten letztens zu dem Umbau eines ebenfalls im Dezember 2004 eingeweihten Bürogebäudes für die Deutsche Bank Real Estate im 13. Arrondissement von Paris. Bei einem Neubau des ursprünglich im desolaten Zustand befindlichen Gebäudes, in welchem sich heute der Hauptsitz der Zeitschrift „Le Monde“ befindet, hätte der Eigentümer auf 5000 m2 Nutzfläche verzichten müssen. Diesmal sind es eben nicht die Denkmalschutzbestimmungen oder der Eigentümer, die Paris vor seiner Erneuerung schützen, sondern die Bauordnung, welche den Stadtkern einer Millionenstadt ausdünnen möchte.

Autor: Christian Horn leitet das Architektur und Planungsbüro rethink

Text veröffentlicht in der Zeitschrift Baumeister, 03/2005

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