Der Boulevard Périphérique in 2030

Boulevard Périphérique von Paris – Frankreich

Der Boulevard Périphérique in 2030

Boulevard Périphérique vision 2030 © EELV

Vielleicht ist es diesmal soweit. Seit Jahren liegt die Zukunft des Boulevard Périphérique von Paris auf dem Stapel der anstehenden Planungsaufgaben. Der Bürgermeister Bertrand Delanoë hatte ab 2001 eine alternative Verkehrspolitik eingeleitet und seine Nachfolgerin Anne Hidalgo hat diese weitergeführt. Es folgten die Velib’, die Autolib’, die Straßenbahnen, die Schließung der Schnellstraßen entlang der Seineufer, die Reduzierung der Parkplätze und weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen.

Doch an den Boulevard Périphérique, dieser 35km langen autobahnähnlichen Ringstrasse um die Stadt Paris, hat sich noch kein Bürgermeister herangetraut. Der ‘Périph’ ist seit seinem Bau in den 70er Jahren gleichzeitig eine administrative und räumliche Trennung zwischen Paris und den umgebenden Gemeinden und die am stärksten befahrene Stadtautobahn in Europa mit streckenweise über 250 000 Fahrzeugen pro Tag. Andererseits verdichtet sich die Stadträume um den Périph. In einem Bereich von 200 m, in dem die Grenzwerte der Luftverschmutzung regelmäßig überschritten werden, wohnen über 150 000 Menschen und befinden sich über 200 öffentliche Einrichtungen.

Nun finden im März 2020 die nächsten Kommunalwahlen statt und in Paris beginnt der Wahlkampf. Die steigenden Immobilienpreise habe die Bevölkerungsstruktur von Paris verändert. Lebensqualität, Lärm, Luftverschmutzung sind wichtige Themen und nur 13% der Pariser benutzten ein Auto für den Weg zur Arbeit. Auch gehen im Innenstadtbereich die städtebaulichen Themen aus, da die Stadt fast vollständig bebaut ist.

So könnte die Zukunft mit dem Boulevard Périphérique zu einem der Themen dieses Wahlkampfes werden. Dabei stehen sich zwei Orientierungen gegenüber. Die Bewohner von Paris und den angrenzenden Gebieten, welche offen für einen Rückbau sind, und die Vorstädter, Handwerken und Auslieferer, welche den Boulevard Périphérique erhalten wollen.

Autor: Christian Horn leitet das Architektur und Planungsbüro RETHINK in Paris, Frankreich

Text veröffentlicht in der Zeitschrift Der Architekt, N° 4/2019

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