Boulevard de Charonne à Paris

Grüne Welle – Frankreich

Boulevard de Charonne à Paris

Boulevard de Charonne à Paris © Christian Horn 2020

Die grüne Welle hat Frankreich erreicht. Im dem 2. Wahlgang der Kommunalwahlen wurden in mehreren Städten die Kandidaten der Partei EELV (Europa Ökologie – Die Grünen) zum Bürgermeister gewählt: in Lyon, in Straßburg, in Bordeaux und verschiedenen kleineren Städten. In Paris wurde die Koalition PS (Sozialistische Partei) mit der EELV wiedergewählt.
Es wird sehr interessant werden die Politik und Maßnahmen in diesen Städten zu verfolgen. Denn die französischen Grünen waren meistens in der Opposition, oder der kleine Koalitionspartner. So wird es ein Test werden, ob sie regieren können. Auch im Blick auf die Präsidentschaftswahlen 2022.
Die Stadt Paris, welche ein Vorreiterrolle in dem ökologischen Wandel eingenommen hat, kann zu einem Labor der Umsetzung der Umweltschutzmaßnahmen in europäischen Städten werden. Der Koalitionsvertrag von PS und EELV beginnt mit den Worten ‘Eine andere Stadtentwicklung ». Er zielt auf: z.B. mehr Renovierung und weniger Neubau, mehr Natur und weniger Stein, mehr Gemeinnutz und weniger Eigennutz. Und die Entwicklung von neuen Planungswerkzeugen, wie den ersten bioklimatischen Bebauungsplan, und neue Grundlagen, wie eine Kartographie der städtische Wärmeinseln.
Die Seine soll eine Rechtspersönlichkeit erlangen und die Bièvre, ein im 19. Jahrhundert im Pariser Stadtgebiet kanalisierter Zufluss der Seine, soll wieder teilweise sichtbar werden. Größere Bauprojekte werden neu bewertet und geändert und die Bürgerbeteiligung ausgeweitet.
Architektonisch werden diese Maßnahmen die Entwicklung einer begrünten Architektur beschleunigen. Gebäude und besonders Fassaden werden sich ändern. Auch der Stadtraum wird sich anpassen, und das Auto wird weiter verdrängt werden. Doch werden diese Vorhaben vielleicht auch die Gentrifizierung verstärken und sich die Bevölkerung von Paris weiter verringern. Wird es die Stadt schaffen, die
Wohnungspreise zu kontrollieren und mit welchen Mitteln ? Darauf gibt der Koalitionsvertrag keine Antwort.

Autor: Christian Horn leitet das Architektur und Planungsbüro RETHINK in Paris, Frankreich

Text veröffentlicht in der Zeitschrift Der Architekt, N° 4/2020

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