Appartementblock des Pariser Architekten Franck Hammoutène in Paris

Wohnungsbau des Architekten Franck Hammoutène – Frankreich

Appartementblock des Pariser Architekten Franck Hammoutène in Paris

Appartementblock des Pariser Architekten Franck Hammoutène in Paris © all rights reserved

Seit Anfang dieses Jahres ist der Wohnblock des Pariser Architekten Franck Hammoutène in der Rue Raymond Aron, 75013 Paris doch noch fertiggestellt. Der Wettbewerb für dieses Gebäude war 1994 von der SEMAPA, einer Organisation, die zu 57% der Stadt Paris angehört und sich mit der Erschließung und Koordination der ZAC Paris Rive Gauche beschäftigt, ausgelobt worden.

In dem ursprünglichen Programm sah der Investor, die SORIF, 90 Wohnungen, Geschäftsflächen im Erdgeschoss und ein Kinderhort vor. Franck Hammoutène, der den Wettbewerb gewann, fing daraufhin an das Projekt auszuarbeiten.

1996-97, kurz vor Einreichung des Bauantrags, zog sich die SORIF aus verschiedenen Gründen zurück und stoppte somit das Projekt. Die Parzelle lagt bis 1998 brach, während die umgebenden Gebäude fertiggestellt werden. Direkt an der Westseite der neuen Nationalbibliothek gelegen schwächt die Baulücke jedoch den Eindruck des Großprojekts der ZAC Paris Rive Gauche und so engagiert sich die Stadt Paris selber, die  Parzelle neu in den Bauprozess einzubinden und den Block fertig zu stellen.

Die SIEMP, eine andere Organisation der Stadt Paris übernimmt daher 1998 mit einem leicht geänderten und überarbeiteten Programm die Finanzierung des Projektes. Bei gleicher Gesamtfläche und gleichen Budget besteht das Programm nun aus 125 Wohnungen statt der ursprünglichen 90, um mehr Wohnungstypen mit kleineren Grundrissen anbieten zu können. Die Fassade und die Erdgeschosszone mit den Geschäften und dem Kinderhort, die Treppenhäuser und die Bewegungszonen bleiben überwiegend gleich. So begann das Architekturbüro die neuen Wohnungsgrundrisse im Sinne der Grundidee Neuzuplanen.

Appartementblock des Pariser Architekten Franck Hammoutène in Paris

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Eingliederung in das städtebauliche Netz
Der Entwurf fügt sich sehr gut in die städtebaulichen Vorgaben ein, die in diesem Abschnitt der ZAC Paris Rive Gauche von dem koordinierenden Architekten Roland Schweitzer gestaltet wurden. Der gesamte Erdgeschossbereich, die Geschäftsflächen, der Kinderhort und besonders die Eingangszonen sind transparent und durchlässig zum Blockinnenhof gestaltet. Das Wohngebäude selber ist auf seiner Gesamtlänge von 90m vertikal in vier Abschnitte aufgeteilt und zwischen diesen erzeugen die doppelseitig orientierten Duplexwohnungen eine weitere Verbindung zum Innenhof. Die großen Horizontalen im ersten und sechsten Geschoss verbindet das Gebäude optisch mit seinen Nachbargebäude. Verkleidet mit lackiertem Aluminium setzten sich die Dachgeschosswohnungen von den unteren Etagen ab und folgen durch ihre kleinere Grundfläche diskret der Steigung der Strasse.

Allgemein scheinen die städtebaulichen Vorgaben des koordinierenden Architekten das rechte Maß getroffen zu haben. Die vorgegebenen Rahmenbedingungen inspirierten die einzelnen Architekten statt sie einzuschränken. Die Gebäudestruktur des Bereiches Tolbiac ist vielfältig, interessant und der geforderte Anschluss und Durchlässigkeit hat optisch kompakte und räumlich durchlässige Blöcke geschaffen.

Neue Art der Sozialwohnungen
Im Mai 2000 wurden alle 125 Wohnungen während eines Wochenendes in einem Expressverfahren verkauft. Die Wohnungen gehören einem neuen Typ des Immobilienobjektes der Stadt Paris an, der den Mietern von Sozialwohnungen vorbehalten ist. Die Idee ist diesen den Erwerb einer relativ hochwertigen Eigentumswohnung zu günstigen Bedingungen zu ermöglichen und somit auch das Viertel der ZAC Paris Rive Gauche sozial durchzumischen, da die Preise der umgebenden Wohnbauten bis jetzt eher im oberen Bereich angesiedelt sind.

Appartementblock des Pariser Architekten Franck Hammoutène in Paris

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Die Wohnungen wurden unter der Bedingen, dass sie fünf Jahre nach dem Erwerb nicht verkauft werden können, unter ihren reellen Baukosten verkauft, ohne das die SIEMP Gewinn machte, und einen Teil der Kaufsumme konnte zu einem zinslosen Kredit geliehen werden. Die Operation hat einige Hunderte von Bewerbungen nach sich gezogen und drei Tage vor dem Verkaufsdatum bildete sie eine Warteschlange für die besten Wohnungen. Verständlich, da die Eigentümer nach fünf Jahren sicherlich auf einen guten Zugewinn hoffen können.

Architekten Franck Hammoutène in Paris

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Gebäude
Mit der Fertigstellung dieses Wohnblocks ist die Realisation der Bauten in der direkten Nachbarschaft der „Grande Bibliothèque de France“ vorerst beendet. Das Projekt war zwangsweise, mit den von Francis Soler, welches in der symmetrischen Parzelle auf der anderen Seite der BNF liegt, mit den monumentalen Dimensionen des Gebäudes von Dominique Perrault konfrontiert. Doch da die neue Nationalbibliothek durch ihre Monumentalität ihre Nachbarbebauung weitgehend ignoriert und sich auf sich selbst konzentriert findet man die Suche des Dialoges eher auf der Seite von Franck Hammoutène.

Gegenüber dem Gebäude von Francis Soler erscheit das Gebäude von Franck Hammoutène mit seiner langen Fassade aus Sichtbeton auf den ersten Blick konventioneller. Doch maskiert diese hinter ihren vertikalen, rhythmischen Durchbrüchen eine beeindruckende Komplexität in Inneren. Eine komplexe Anordnung von 50 verschiedenen Wohnungstypen in dem Programm von 125 Wohnungen von denen 40 Duplex- oder Simplexwohnungen mit doppelter Geschosshöhe sind. Eine reiche Palette von Typologien, stark variiert, passen die Grundrisse an die verschiedenen Ausrichtungen, Geschossen und Nachbarbebauungen an.

Wohnungstypen
19 Einzimmer-, 36 Zweizimmer-, 49 Dreizimmer-, 16 Vierzimmer- und 5 Fünfzimmerwohnungen bilden die 125 Wohnungen. Wobei es 5 Typen von Einzimmer-, 14 Typen von Zweizimmer-, 14 Typen von Dreizimmer-, 8 Typen von Vierzimmer- und 5 Typen von Fünfzimmerwohnungen gibt.

Frank Hammoutène versucht mit verschiedensten Eingriffen die Volumen visuell zu vergrößern. Überwiegend durch die doppelten Geschosshöhen, sei es in den Duplexwohnungen oder den hohen Wohnräumen einiger Simplexwohnungen. Die Raumabfolgen sind reich an verschiedenen Blickwinkeln und räumlichen Beziehungen. Mit dem häufigen Einsatz von Loggias, Balkonen und Terrassen schafft er es, wo möglich, den  Wohnungen einen benutzbaren Außenraum zu geben.

Bei der Besichtigung der Wohnungen ist man von den ungewöhnlich vielfältigen Grundrissen überrascht. Auch wenn sie in der Funktionalität recht konventionell ausgelegt sind und keine neuen Formen des Wohnens bieten, zeigen sie doch ein anderes, angenehmes Gesicht des Wohnens.

Überall sucht er eine vertikale Ausrichtung der Blickbeziehungen, in den Fensteröffnungen, den doppelten Raumhöhen, um die Beziehung mit den gegenüberliegenden Türmen der Bibliothek auszugleichen.

Appartementblock des Pariser Architekten Franck Hammoutène in Paris

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Überraschend für den Architekten, erzeugte die vertikale Form der Fenster Skepsis auf Seiten einiger Entscheidungsträger. Diese sorgten sich über einen mangelnden Lichteinfall und einen durch die Vertikalität einsperrenden, einschließenden Aspekt im Innenbereich. Auf den ersten Eindruck irritieren die hinter der Fassade versteckten Fensterrahmen und lassen so die verglaste Fläche kleiner erscheinen als sie ist.

In Wirklichkeit enthüllte sich die Fassade als ein Lichtfänger und wo man denken könnte, dass sich die doch massive und recht undurchdringliche Fassade zu etwas dunklen Innenräumen führen könnten, ist man von dem reichen Lichteinfall durch die vertikalen Fenster auch in den unteren Etagen überrascht.

Besondere Rücksicht widmet der Architekt auch der Intimität der Bewohner. Die Tiefe der Loggias, die schmalen Fensteröffnungen und die überlegten Blickbeziehungen geben diesem seine Privatsphäre gegenüber dem Außenraum und der Nachbarschaft.

Die Komplexität der Wohnungen bringen neben einer Vielfalt, leider auch eine stark begrenzte Flexibilität mit sich. Die durchdachten Grundrisse lassen nicht viel Platz für Umbauten oder Anpassung. Der Eigentümer passt sich eher an seine Wohnung an, als die Wohnung an ihn.

Autor: Christian Horn leitet das Architektur und Planungsbüro rethink

Text veröffentlicht in der Zeitschrift Bauwelt, Juli/2001

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