Unterschätzte Baukosten – Frankreich

Die Philharmonie von Paris

Die Philharmonie von Paris © Atelier Jean Nouvel, 2007

Der französische Rechnungshof[1], welcher regelmässig die Ordnungsmässigkeit des öffentlichen Haushalts des französischen Staates überprüft, hat sich in seinem jährlichen Bericht 2012 auch mal wieder den grossen kulturellen Bauprojekten gewittmet. Dabei wurden die 35 grössten Projekte, welche zwischen 2007 und 2010 in Arbeit oder fertiggestellt waren, untersucht.
Eines der Kapitel des Berichtes betrifft die als fehlerhaft qualifizierte Projektleitung der Projekte und darin eingeschlossen die mangelnde Kostenkontrolle in der Planungs- und Bauphase. Unter Anerkennung des oft technisch komplexen Charakters der Bauprojekte wird auf unvollständige Vorbereitungen und Unklarheiten hingewiesen welche zu Änderungen und Verteuerungen in der Planungs- und Bauphase führen.
Die Gesamtkosten der 35 untersuchten Bauprojekten wurde Ende 2010 auf 1,89 Md€ geschätzt. Eine Steigerung von 44% in Bezug auf die Summe der anfänglich geschätzen Baukosten von 1,31 Md€. Als eines der Beispiele wird die neue Philharmonie von Paris in dem Parc de La Villette aufgeführt. Das noch in Bau befindliche Gebäude (Fertigstellung anfänglich vorgesehen in 2012, heute 2014+) wurde vom Kulturministerium bei dem Wettbewerb auf 173 M€ geschätzt und war Ende 2010 bei 336 M€ angekommen.
Die Berechnungen von Kosten und Verteuerungen beinhaltet immer Ungenauigkeiten, doch das Unterschätzen von Baukosten bei dieser Art von Projekten weist eine gewisse Regelmässigkeit auf. Denn wenn das Projekt erstmal in Bau ist, wird man das Geld schon finden. Ich kenne wenige grössere öffentliche Bauprojekte, welche in der Bauphase gestoppt wurden. Eines ist der ehemalig geplante Neubau der zentralen Schlachthöfe von La Villette mit einem entgültigen Stopp der Bauarbeiten 1971 und heute bekannt als der Skandal von La Villette.
[1] www.ccomptes.fr

Autor: Christian Horn leitet das Architektur und Planungsbüro rethink
Texte veröffentlicht in der Zeitschrift Der Architekt, N° 2/2012

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