Das American Center in Paris

Filmreif – neue Nutzung für das American Center – Frankreich

Das American Center in Paris

Das American Center in Paris © Christian Horn 2001

Im Juni 1994 war das American Center in sein neues Gebäude im Osten von Paris eingezogen. Der Architekt Frank O. Gehry hatte im Auftrag der Direktion ein Gebäude mit einem Amphitheater, verschiedenen Ausstellungsflächen, einer Bibliothek, Restaurant und mehreren Künstlerwohnungen mit insgesamt rund 19 000 Quadratmetern errichtet. Nach den ersten 19 Monaten in dem neuen Kulturzentrum erwies sich das kulturelle Programm als allgemein erfolgreich doch die wirtschaftliche Bilanz als katastrophal.

Die Ambitionen des American Centers hatten sich als zu hoch erwiesen. Die Unterhaltungskosten des Gebäudes, der Verwaltung und der kulturellen Aktivitäten waren doppelt so hoch wie geplant. Allein die Betriebskosten des Gebäudes beliefen sich auf 9 Millionen Francs jährlich. Es erwies sich schnell als unmöglich das Gebäude und seine kulturellen Aktivitäten nur durch Spendengelder weiter zu finanzieren, und neue Geldgeber waren so schnell nicht zu finden. Nach nur 19 Monaten Öffnung war die Direktion gezwungen, das American Center am 12. Februar 1996 zu schließen.

Neben der mangelhaften Finanzplanung führte eine falsche Zeitplanung zum Scheitern des Projektes. Das Viertel von Bercy im Osten von Paris – heute mit dem neue errichteten Kinokomplex von Valode und Pistre, einem neugestalteten Park, Wohnungsbauten und sozialen Einrichtungen in einem erstaunlichen Aufbruch – war 1994 noch in Planung oder gerade in Bau und die neue Metro „Meteor“, die Verbindung mit dem Zentrum, noch nicht fertiggestellt. Für eine kulturelle Institution fehlte die Erreichbarkeit.

In der Konzeption des Raumprogramms erwies sich die Szene des Amphitheaters als zu groß im Verhältnis zum Saal, die Küche des Restaurants zu groß im Verhältnis zur Anzahl der Sitzplätzen. Das Gebäude war mit den finanziellen Mitteln des American Center nicht haltbar.

Bis heute steht das Gebäude leer. Es wurden verschiedene Überlegungen für eine neue Nutzung angestellt: ein Rock and Roll Museum, ein Sportmuseum oder ein Niederlassung des Guggenheim Museums, doch kein Vorschlag erwies sich als realisierbar.

Letztendlich beschloss die französische Kulturministerin Catherine Trautmann im Juni 1998, das seit langem in der Luft hängende und recht kontroverse Projekt für ein Maison du Cinéma in das ehemalige American Center zu verlegen. Das Gebäude wurde für die Summe von 150 Millionen Francs vom französischen Staat gekauft und man sieht die gleich Summe für den Umbau vor (1994 beliefen sich die Baukosten auf etwa 220 Millionen Francs).

Die Eröffnung der Cinémathèque française, wie das verkleinerte Projekt seit kurzem heißt, ist für die Mitte des Jahres 2002 vorgesehen. Die Bauarbeiten sollen eigentlich Anfang dieses Jahres beginnen, wobei die Umbauten von dem Architekten Dominique Brard geleitet werden. Weiterhin arbeiten drei andere Architekten an der Szenographie des Austellungsbereiches. Doch angesichts der andauernden Diskussion um die Aufgabe, Größe und Lage des anfänglichen Palais du Cinéma, dann Maison du Cinéma und nun Cinémathèque francaise ist die Zukunft des Gebäudes von Frank Gehry noch nicht entschieden.

Autor: Christian Horn leitet das Architektur und Planungsbüro rethink

Texte veröffentlicht in der Zeitschrift Baumeister, N° 1/2001

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