Ausstellung Architecture radicale

Ausstellung Architecture radicale – Frankreich

Ausstellung Architecture radicale

Ausstellung Architecture radicale © all rights reserved

Zu Beginn der Sechziger Jahre begannen einige überwiegend junge, europäische Architekten sich mit ähnlichen Fragestellungen zu beschäftigten. Eine Nachkriegsgeneration, die in einer ungeordneten und komplexen Bewegung eine neue Position in einer postindustriellen Welt suchte. Der Term „Architecture radicale“ bezeichnet eine Bewegung, die weniger an der Praxis der Architekten orientiert war, als eine Forschung über die Basis der Architektur.

Das Institut d’art contemporain (IAC) in Villeurbanne widmet bis zum 27. Mai 2001 eine umfassende Ausstellung diesen Arbeiten. Die Ausstellung zeigt eine Übersicht der von 1963 bis 1977 entstandenen Projekte mit vielen bisher noch nicht ausgestellten Originalen.

Der Begriff der Radikalen Architektur wurde zum ersten Mal 1966 von dem Kunstkritiker Germano Celant bei der Ausstellung „Superarchitettura“ in Florenz benutzt. Diese Ausstellung gruppierte einige jungen Architekten, wie Archizoom und Superstudio, die zwei Bedeutesten italienischen Gruppen. Dieser Kern von 1966 bestand u.a. aus Andrea Branzi, Ettore Sottsass, Gilberto Corretti und Adolfo Natalini. Sie fanden sich in den letzten Ausläufern des Italienischen Rationalismus gefangen und versuchten durch die Integrierung der Popkultur, besonders der musikalischen, den Rationalismus weiter ins Extreme zu schieben, um sich aus ihm zu lösen. Was diese Architekten gruppierte, war der Versuch einer Neudefinition der Architektur und ihren Aufgaben durch die Auflösung der Alten. Ein Ende der bisherigen Auffassung von Architektur durch die Öffnung dieser zur Kunst, Design, Theater.

Ausstellung Architecture radicale

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In Österreich begannen etwas früher im Jahre 1963 die Architekten Hans Hollein und Walter Pichler mit der Herausgabe der Zeitschrift „Bau“, in der sich erste Überlegungen zur Radikalen Architektur manifestieren. Weiterhin zählt man u.a. die Architekten von Coop Himmelblau und Haus-Rucker-Co zu der österreichischen Bewegung. Im gleichen Jahr gründet sich die Gruppe Archigram in England und in Frankreich findet sich Architecture Principe, mit Claude Parent und Paul Virilio und die Gruppe Utopia zusammen. Die Radikale Architektur blieb in erster Linie eine europäische Richtung, auch wenn es einige amerikanische Beispiele gibt, durch die in die USA ausgewanderten Österreicher Friedrich St. Florian oder Raimund Abraham.

Die ausgestellten Werke sind überwiegend rein fiktionaler Art. Die Projekte sind komplett konzeptuell und experimental und fanden daher zu ihrer Zeit, wie sicherlich auch heute noch, selten eine Verwirklichung. Jedoch habe viele der dieser Bewegung angeschlossenen Architekten nach den Jahren 1975-1976 angefangen mit weniger extremen Konzeptionen ihre Projekte zu verwirklichen. Wenn man die Periode von 1963 bis 1977 isoliert betrachtet, war die „Radikale Architektur“ keine konstruierende Architektur, jedoch eine überaus bemerkenswerte und kreative.

Autor: Christian Horn leitet das Architektur und Planungsbüro rethink

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